Wings for Life – 7.5.2023

Warum habe ich das eigentlich nicht schon eher probiert?

Das ist ein einzigartiges Konzept. Man läuft zwar alleine, aber trotzdem in einer riesigen Läufergemeinschaft, wie sie kein herkömmlicher Volkslauf zu bieten hat.

Wie funktioniert das?

Zweihunderttausend Läufer aus über hundert Ländern starten zur exakt selben Zeit. In Deutschland ist das um 13 Uhr.

Vorher hat sich jeder angemeldet. So wie das heute üblich ist, per Internet. Man erhält seine Startnummer und bezahlt sein Startgeld. Und hier gibt es den ersten Unterschied: Die 20 Euro Startgeld bekommt nicht der Organisator, sondern dieses Geld geht vollständig in die Rückenmarkforschung, um irgendwann die Querschnittslähmung heilen zu können.

Dann installiert man eine App auf seinem Handy, in der man sich mit den erhaltenen Zugangsdaten anmelden kann. Hier beginnt die Sache für einen technikbegeisterten Läufer wie mich so richtig interessant zu werden.

Das Konzept funktioniert nämlich so:
Exakt eine halbe Stunde nach dem Start fährt ein sogenanntes Catcher Car mit los, das nichts weiter zu tun hat als die Läufer nach und nach alle einzuholen. In der halben Stunde hat man sich je nach Tempo einen ordentlichen Vorsprung geschaffen. Den gilt es dann möglichst lange zu halten, was natürlich schwierig ist angesichts des Tempos von 15 km/h des Catcher Cars. Als Läufer wird man irgendwann müde, das Auto hingeben wird alle halbe Stunde 1 km/h schneller. Irgendwann hat es dann auch den besten Läufer eingeholt.

In einigen Städten fährt das real, für mich virtuell.

Die Herausforderung besteht also darin, möglichst lange vor dem Car zu bestehen. Hier kommt neben schnellen Beinen die Handy-App ins Spiel.
Schon eine Viertelstunde vor dem Start beginnt das Handy mit der „Sendung“ im Stile einer Fernsehmoderation. Für Deutschland moderiert und motiviert der Sportreporter und ehemalige Leistungssportler Frank Buschmann. Daneben kommen verschieden andere Sportler und Veranstalter zu Wort, die einen alle motivieren. Unterwegs verfolgt man das über Ohrhörer. Auch der Fahrer des Catcher Cars kommt regelmäßig zu Wort und gibt dem Läufer seinen aktuellen Rückstand durch. Das funktioniert, weil das Handy ja laufend die aktuell zurückgelegte Strecke übermittelt.

Eigentlich wollte ich das ganze ja nur mal ausprobieren und etwas für den guten Zweck tun. Aber wenn man dann hört, dass das Catcher Car nur noch 500…300..150 Meter hinter einem ist, dann treibt das doch gehörig an.

Habe ich auf den ersten Kilometern noch Pausen für ein paar Fotos und sogar ein kleines Video gemacht, so habe ich gegen Ende doch die Beine ganz schön in die Hand genommen, ehe dann der Satz vom Catcher-Car-Fahrer kommt: „Ich habe dich.“

In dem Moment möchte man am liebsten die Arme in die Höhe reißen und sich über die geschaffte Strecke freuen. Unbeteiligte Passanten würden wahrscheinlich etwas ungläubig gucken, aber das sind wir Läufer ja eh gewohnt.

Jedenfalls waren es gut 15 km und der feste Entschluss: Da geht noch mehr im nächsten Jahr.

https://www.wingsforlifeworldrun.com