am 3. Oktober 2021
von Renate Großmann und Tamara Schauer
Es war endlich soweit. Nach ca. 2 Jahren Warten fand der London Marathon mit ca. 40.000 Teilnehmern statt. Wir, Tamara und Renate gehörten zu den Glücklichen, die einen Startplatz bekommen haben und Hotel und Flug sind auch gebucht. Aber Dank Corona waren noch weitere Hürden zu nehmen:
- Wir benötigten einen Corona-Test in englischer Sprache, der bis zum 1.10. gültig ist,
- Die Buchungsbestätigung für einen weiteren Test, der am 2. Tag des Aufenthaltes in London durchgeführt werden muss und
- Das „Passanger locator Forms“ – vor dem Flug auszufüllen, in welches auch die Buchungsnummer des Testes eingetragen werden muss.
Wir absolvierten den ersten Test am Dienstag. Als nach 36 h das Ergebnis immer noch nicht bei uns angekommen war, lagen unsere Nerven blank. Davon hing schließlich alles ab. Zum Glück kam das negative Ergebnis in der Nacht vor dem Abflug an und es kann sich jeder sicher vorstellen, welcher Felsbrocken uns da vom Herzen fiel.
Wir waren schon am Mittwoch mit dem Auto nach Frankfurt gefahren und haben in einem der zahlreichen Flughafenhotels übernachtet, um dem Stress am Donnerstagmorgen zu entgehen.
Da wir nunmehr alle Formalitäten erfüllen konnten verliefen der Check-In am Flughafen und die Einreise problemlos.
Wir waren am Mittag mit der U-Bahn gut im Hotel angekommen. Es erwartete uns ein schönes Zimmer mit Blick über London.
Am Nachmittag sind wir gleich zur Marathonmesse gefahren, haben unsere Startnummern geholt und unseren Kleidersack mit den Sachen für das Ziel abgegeben. Diese Kleidersäcke wurden sofort von den London-Marathon-Mitarbeitern mit Medaille, Finisher-Shirt und Getränken ergänzt. Wir sollten sie erst im Ziel wieder bekommen. Danach noch auf der Messe shoppen, das muss sein! Sonst ist an diesem Tag nicht mehr viel passiert.
Wir hatten jetzt zwei Tage Zeit für die bekanntesten Sehenswürdigkeiten in London.
Am Freitagmorgen war vom Reiseveranstalter ein Lockerungslauf für 7:30 Uhr geplant, an dem wir auch teilnehmen wollten. Aber bei einem Blick aus dem Fenster haben wir uns dagegen entschieden. Es goss in Strömen. Später hörte es auf und wir begannen nach einem sehr guten Frühstück bei inzwischen schönem Wetter unsere Sightseeingtour. Zuerst besuchten wir Madam Toussouds und dort unter anderem die Königliche Familie. 🙂
Danach fuhren wir mit der U-Bahn zum London Eye.
Von dort aus hatte man wirklich einen tollen Blick über London. Man sieht das House of Parlament, Big Ben, das neue Wahrzeichen von London – The Shark – und die Westminster Abbey, welche wir dann auch noch besichtigten. Am Nachmittag sind wir noch zum Buckingham Palace gelaufen. Man hat dort schon viele Vorbereitungen für den Marathontag sehen können, denn auf der Mall ist ja der Zieleinlauf.
Am Samstagmorgen haben wir dann tatsächlich am Lockerungslauf von ca. 6 km durch den Hyde Park teilgenommen. Die Beteiligung war an diesem Tag sehr groß. Drei Mitarbeiter unseres Reiseveranstalters, unter anderem Irina Mikitenko, haben uns begleitet.
Anschließend Duschen, wieder gut Frühstücken und dann auf zum Tower of London und zur Tower Bridge. Danach waren wir noch in der St. Paul‘s Cathedral.
MARATHON-TAG 03. Oktober 2021
Für uns hieß es Sonntagmorgen 7:00 Uhr im Empfangsbereich des Hotels zu sein, denn unser Bus fuhr 7:10 Uhr zum Startbereich im Greenwich Park.
Bis zu unserem Start in der 13. Welle aus der roten Startlinie mussten wir noch ca. drei Stunden warten. Die Spannung stieg. Sonnencreme war eher kein Thema. Noch was trinken und erneut auf das WC? Hier gab es sogar Urinale für Frauen, trotzdem Warteschlangen für beide Geschlechter, aber es ging trotzdem zügig vorwärts.
Wir konnten per Liveübertragung die Starts der Profi-Frauen, -Männer und Rollis verfolgen.
Gegen 10:36 ging es endlich auch für uns los. Vorher legten wir noch unsere wärmenden Sachen in bereitstehenden Containern ab. Die kommen Bedürftigen zugute.
Das Wetter an diesem für uns ereignisreichen Tag (12 Grad, windig, Sonne-Wolkenmix) hatte viele Zuschauer an die Strecke gebracht, jedenfalls war bereits in Charlton und Woolwich die Hölle los. Die Zuschauer feuerten die Läufer lautstark an und riefen die auf den Shirts angebrachten Namen.
Das erste Highlight auf der Strecke erreichten wir bei km 10, das 65 Meter lange Segelschiff „Cutty Sark“ (Baujahr 1869). Auch das Museumschiff war vollgepackt mit Zuschauern. Also erstmal Foto machen!
Hier waren die Beine noch locker, aber mein rechter Fuß meldete sich vom Start an bei jedem Schritt. Dann leider schon nach km 11 kam der einschießende große Schmerz, so dass wir das erste Mal gehen mussten, bis der Schmerz nachließ. So ging es jetzt die nächsten km weiter. Laufen- einschießender Schmerz- gehen. Aber wir ließen uns von der Stimmung tragen und kamen dann auf der Jamaica Road rechts ab, ein bisschen bergauf und dann sah man sie schon…. Die Tower Bridge.
Die Zuschauer waren unglaublich, einfach nur zum genießen. Das ist absolut mit Berlin und New York vergleichbar.
Richtung Docklands wurde es hart, hier kamen uns auf einer Strecke von 2 km die schnellen Läufer auf der Gegenspur entgegen. Die hatten jetzt schon 16 km Vorsprung, selbst wenn wir abkürzen könnten, waren sie von uns nicht mehr einholbar, mit meinem Fuß gleich gar nicht!
Die Temperatur war gestiegen, Sonne pur. Zum Glück gab es an den Verpflegungsstationen genügend Wasser. Ich musste wieder Mal gehen und Tamara blieb treu an meiner Seite. Vielen ging es ähnlich, einige machten Pause und ließen sich medizinisch behandeln.
Egal wie der Trainingszustand war und es meinem Fuß ging, es war Renntag, da mussten wir durch, wir liefen ja schließlich den Virgin Money London Marathon!!!
Auf „The Highway“ (ab km 34,5) sahen wir die ganz „Langsamen“. Wir liefen auf den Tower Hill zu, die stärkste Erhebung auf der zweiten Hälfte der Strecke. Dann wurde es vor uns dunkel am Himmel. Eigentlich nicht der Rede wert, aber heute…..brach das Unwetter los – wolkenbruchartiger Regen mit starkem Gegenwind, so dass wir Mühe hatten, um die nächste Kurve zu kommen.
Das Unwetter war relativ kurz, aber an uns gab es keine trockene Stelle mehr. Es hatte zusätzliche Kraft gekostet. Die Sonne kam zwar wieder, aber es war auch deutlich kühler geworden. Die Strecke verläuft bis Westminster nur noch an der Themse entlang und schon war das London Eye in Sicht.
Noch mehr Zuschauer, noch lauter. Wahnsinn!
An der Westminster Bridge rechts ab, nur noch wenige Meter bis zum St. James’s Park. Die Straße war geflaggt, Emotionen wohin man schaute. Der Buckingham Palace ist in Sicht, Meile 26. Meine Uhr sagte schon deutlich mehr, (inzwischen einen ganzen Kilometer!) was frustrierend war.
Aber jetzt nur noch 400 Meter bis zur Finish Line.
Nochmal die letzten Körner mobilisieren und mit stolzer Brust und absolutem Hochgefühl über die Ziellinie Laufen. Das war unser Wunsch und er ist zu 100 Prozent in Erfüllung gegangen.
Jetzt Kleiderbeutel mit Wechselsachen, Finishershirt und Medaille holen und dann Schmerzen vergessen, Hochgefühl genießen! Die Organisation war sehr vorbildlich, auch und insbesondere was die Kontaktminimierung betraf.
Der London Marathon gehört zu den sechs Major Marathon Läufen. Das Ziel ist offiziell 8 Stunden geöffnet, so lange wie bei keinem anderen Major. Das Motto heißt „Run for Charity“, hier wird von den Startern sehr viel Geld gesammelt, auch hier gibt es jedes Jahr Rekordsummen. Die Briten fragen nicht nach der Finisher Zeit, sondern für wen und wie viel du gesammelt hast.
Startnummern sind sehr schwer zu ergattern, die Ausländerquote liegt bei 7 Prozent. Davon ca. 300 Deutsche. Auf alle Fälle ein Muss für jeden Marathoni.
Es war für uns wieder ein unbeschreiblich schönes Lauferlebnis.